Chef von Siemens Energy kritisiert „Bewahrer“-Mentalität der Deutschen


Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) steht mit Christian Bruch (rechts), hinten die Turbine, die für Nord Stream 1 gewartet wurde
Quelle: picture alliance/dpa
Der Vorstandschef von Siemens Energy fordert seine Landsleute zum Verzicht auf: „Einfach nur auf ein großes Elektroauto umzusteigen“ sei keine Lösung, so Christian Bruch. Energie werde dauerhaft teuer bleiben – und das Deutschland viele Arbeitsplätze kosten.
Die deutschen Unternehmen und Verbraucher stehen nach Ansicht von Christian Bruch, Vorstandschef des Dax-Konzerns Siemens Energy, vor einschneidenden Veränderungen. „Diese Krise wird Europas Wirtschaft so fundamental verändern wie nichts zuvor“ sagte Bruch dem „Spiegel“.
Er rechne mit der Abwanderung von Konzernen und massenhafter Verlagerung von Arbeitsplätzen, so Bruch. Energie werde hierzulande immer teurer sein als anderswo in der Welt.
„Wir sollten uns überlegen, ob es Sinn macht, besonders energieintensive Produktionsstufen dorthin zu verlagern, wo Energie günstiger ist“, so seine Schlussfolgerung. Das könne beispielsweise heißen, dass die Bramme Stahl oder das Ethylen künftig eher woanders erzeugt würden. Dafür könnten „nachgelagerte Wertschöpfungsstufen hierbleiben, denn daran hängen viele Arbeitsplätze“, sagte Bruch.
Änderungen am Lebensstil vonnöten
Er forderte eine schnelle Umsetzung des gerade von der Bundesregierung angekündigten Energiepreisdeckels, „damit Firmen nicht reihenweise umfallen. Aber wir müssen sicherlich auch unseren Lebensstil ändern“, zitiert der „Spiegel“ Bruch.
Der durchschnittliche Bundesbürger benötige etwa das Achtfache an Energie als ein Mensch in Asien. „Da müssen wir ran.“ Ein Grundproblem in Deutschland sei, dass es „uns immer ums Bewahren geht“. Es könne keine Lösung sein, „einfach nur auf ein großes Elektroauto umzusteigen“.
Bruch warb dafür, die Frage, wie man Wohlstand verteilt, von der Frage zu trennen, wie Energie bepreist wird. „Natürlich kann ich mit meinem Gehalt viel leichter teureres Gas verdauen“, sagte Bruch. „Nur sollten wir die nötige Verteilungsdiskussion nicht allein am Energiepreis festmachen.“
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